Prof. Dr. med. Martin Aepfelbacher spricht über Stärken, Potential und zukünftige Herausforderungen der Forschung am Universitätsklinikum Eppendorf. Er ist seit 2005 Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene am UKE und seit 2009 Prodekan für Forschung. Das Gespräch führten Isis und Kira Offen.
Sie haben es selber schon angesprochen, Digitalisierung ist ein wichtiger Bestandteil der nächsten Jahre hier am UKE – Wie würden Sie sagen, dass das UKE auch personell den neuen Herausforderungen begegnen kann? Muss eine neue Gruppe von Personen eingestellt werden, Informatikerinnen und Informatiker oder Bioinformatikerinnen und Bioinformatiker vielleicht?
„Das ist ein großes Spannungsfeld. Es gibt eine gut funktionierende IT-Abteilung am UKE, die sich vor allen Dingen mit dem Krankenhausinformationssystem beschäftigt, die erstmal andere Aufgaben hat, als sich um die Forschung zu kümmern. Vor etwa ein bis zwei Jahren haben wir noch eine Forschungs-IT aufgebaut, die sich darum kümmert, Patientendaten auch für die Forschung verfügbar zu machen […]. Die Bioinformatik verwendet Daten, die aus Patientenproben erhoben werden, meistens „Omics-Daten“, also zum Beispiel Proteomics-, Genomics- und Metobolomics-Daten. Sie bereitet sie auf, kanalisiert sie, katalogisiert sie, um sie für Systembiologen oder Biomediziner brauchbar zu machen und Antworten zu generieren. Bioinformatik und IT sind völlig unterschiedliche Richtungen. Dazwischen steht die Medizininformatik, die sich damit beschäftigt, dass Patientendaten, die hier generiert werden, richtig aufgearbeitet und den Wissenschaftlern in einer Form zur Verfügung gestellt werden, die durchsucht werden kann, mit der weiter gearbeitet werden kann, die geordnet ist und auch den Datenschutzrichtlinien entspricht. […]“
Mal angenommen, Ihnen würden fünf Millionen Euro für die Forschung am UKE zur Verfügung gestellt werden. In welches Projekt würden Sie bzw. Ihre Arbeitsgruppe das Geld investieren und warum?
„[…] Ich würde das derzeit in die Ausstattung einer Proteomics-Einheit mit Massenspektroskopie stecken und zwar die ganzen fünf Millionen, sowohl für Personal […] und vielleicht auch für das ein oder andere Gerät, was dann vielleicht in ganz Hamburg verwendet werden könnte; also das würde dann auch beinhalten, alle Hamburger Massenspektroskopie-Einheiten in einer virtuellen Plattform zusammen zu bringen. […] und dann muss ich leider sagen, dass fünf Millionen Euro für Forschung sehr, sehr wenig ist. Also, ich gebe Ihnen ein Beispiel: Das UKE bekommt von der Stadt für Forschung im Jahr achtzig Millionen, es wirbt etwa hundert Millionen zusätzlich an Drittmitteln ein. […] fünfzig Millionen pro Jahr ist was, was vielleicht die gesamten Excellenz-Cluster in Hamburg dann verbrauchen werden, damit kann man schon was erreichen […]. Ich würde denken, ab hundert bis fünfhundert Millionen Investitionen in die Forschung könnte man Hamburg deutlich weiterbringen; aber in diesem Bereich spielen sich leider die Investitionen nicht ab. […]“
Abschließend, was würden Sie uns Studierenden als angehende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mitgeben?
„[…] Naja, ich würde Ihnen raten, Ihren persönlichen Interessen und Vorlieben zu folgen, ehrlich mit sich zu sein, ob Sie wirklich fundamental an Fragen der Wissenschaft und Forschung interessiert sind, sonst werden Sie es dort nicht lange aushalten. Neugier und Leidenschaft zu haben. Ohne Neugier und Leidenschaft werden Sie auch in der Forschung nicht weiterkommen. Und sich gute Betreuer und Mentoren zu suchen. Und wenn Sie all das haben, auch ein bisschen Glück. Dann kann nichts schief gehen.“