Prof. Dr. med. Martin Aepfelbacher spricht über Stärken, Potential und zukünftige Herausforderungen der Forschung am Universitätsklinikum Eppendorf. Er ist seit 2005 Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene am UKE und seit 2009 Prodekan für Forschung. Das Gespräch führten Isis und Kira Offen.
Was hat Ihren persönlichen Werdegang am meisten beeinflusst und wie sind Sie dazu gekommen, in die Forschung einzusteigen?
„Ich habe mich schon immer für Forschung interessiert. Ich habe mir schon früh mein eigenes „Forschungslabor“ im Keller aufgebaut und da mit verschiedenen Physik- und Chemiekästen auch meine eigenen Experimente gemacht. Da mein Interesse eher in der menschlichen Physiologie lag, habe ich Medizin studiert, aber immer mit der Idee, in die medizinische Forschung zu gehen. Ich hatte das Glück, sehr gute Mentoren zu haben, die mir sehr viele Freiheiten gelassen haben und so konnte ich mich mit dem beschäftigen, was mich interessiert hat. […]“
Welche Bedeutung hat das UKE Ihrer Meinung nach für den Wissenschaftsstandort Hamburg?
„Ich bin erst seit 13 Jahren am UKE, […] und glaube, dass es eine enorme Bedeutung hat in Bezug auf klinische Forschung und krankheitsbezogene Forschung. Grundlagenorientierte biomedizinsche Forschung machen mehrere Institutionen in Hamburg, obwohl das UKE sicherlich auch hier sowohl in der Qualität als auch in der Quantität herausragend ist. […]“
Würden Sie sagen, dass das genau der Punkt ist, was das UKE gegenüber anderen auszeichnet, nicht nur in Hamburg, sondern auch national und international?
„Gegenüber anderen Universitätskliniken unterscheidet sich das UKE natürlich in dem Punkt der patientenorientierten Forschung nicht so sehr, da natürlich dort auch geforscht wird, wo die klinischen Probleme sind und die sind eben in ganz Deutschland gleich. […] Vor allem Tumorerkrankungen, viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen und neurologische Erkrankungen. Dennoch spezialisieren sich die Universitätskliniken natürlich. So hat das UKE eine besondere Stärke bei Tumorerkrankungen in der „minimal residual disease“. Das heißt: Gibt es nach einer überstandenen Tumorerkrankung im Körper noch einzelne Tumorzellen, die zu einem erneuten Auftreten des Tumors führen könnten und kann man sie nachweisen und eliminieren? Auch die Psychoonkologie und Versorgungsforschung bei Krebserkrankungen sind eine besondere Stärke des UKE. Für die Erforschung von Kardiovaskulären-Erkrankungen haben wir eine große Populationsstudie, die „Hamburg City Health Study“ […].“
Inwiefern sehen Sie ein Entwicklungspotential für die nächsten Jahre? Woran muss das UKE arbeiten?
„Wir brauchen unbedingt eine bessere Medizininformatik. Das heißt, wir möchten alle Daten, die von einem Patienten während des Aufenthalts erhoben werden, mit allen Patientenproben und vielleicht mit für Forschungszwecke abgenommenen Proben zusammenbringen und dann Fragestellungen daraus beantworten und auch neu generieren. Hierbei haben wir noch deutliche Entwicklungsmöglichkeiten. Dazu brauchen wir eine starke Forschungsinformationstechnologie, Medizininformatik und eine UKE-weite Biodatenbank. […] Hierbei ist es natürlich klar, dass Daten, die Auskunft über die Genetik und Gesundheit eines Patienten geben, besonders geschützt werden müssen.“
Um noch einmal zurück zu unserem Blog-Thema zu kommen, wie sehen Sie die Herausforderungen, die die Mediziner, die Forscher in den letzten Jahrzehnten hatten und in den nächsten Jahrzehnten haben werden? Wo, würden Sie sagen, sind die eklatantesten Unterschiede?
„Ich glaube, dass die Menge der neuen Informationen in den letzten Jahren exponentiell zugenommen hat, das heißt, es wird immer schwieriger, auch in seinem hochspezialisierten Fachgebiet „up to date“ zu bleiben. Da muss es vielleicht andere Möglichkeiten geben, sich zu informieren und letztendlich auch „state of the art“ und auf der Ebene des derzeitigen Wissens zu bleiben. Das wird eine Riesenherausforderung sein. Neue Technologien haben enorm zugenommen, so dass so viele Parameter generiert werden, dass man sie eigentlich nicht mehr selbst überschauen kann und einen Bioinformatiker benötigt, diese zu analysieren und auszuwerten […].“