In dieser Kurzbiographie über den Hamburger Altbürgermeister und UHH-Absolventen Ole von Beust soll nicht nur sein persönlicher und politischer Werdegang beleuchtet werden. Wussten Sie zum Beispiel, dass der CDU-Politiker nicht seit Geburt den Vornamen Ole trägt? Und was macht er eigentlich seit seinem Rücktritt? Diese Fragen beantwortet Georg Poehls.
Persönlicher und politischer Werdegang
Ole von Beust wurde am 13. April 1955 in Hamburg geboren – jedoch nicht als Ole von Beust, sondern als Carl-Friedrich Arp Freiherr von Beust. Diesen Namen trug er allerdings nur bis zu seinem 18. Lebensjahr. Denn da er während seiner Kindheit von seiner Großmutter stets „Ole Popp“ (auf Plattdeutsch „alte Puppe“) gerufen wurde, beschloss er mit Erreichen der Volljährigkeit, sich den Vornamen Ole – seinen Spitznamen – standesamtlich eintragen zu lassen.
Nachdem Beust im Jahr 1973 sein Abitur auf dem Hamburger Walddörfer-Gymnasium absolvierte, begann er 1975 an der Universität Hamburg ein Studium der Rechtswissenschaften, welches er 1980 mit dem ersten und 1983 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen abschloss. Seitdem ist er als selbstständiger Rechtsanwalt zugelassen.
Seine politische Laufbahn begann bereits deutlich früher. Bereits im Jahr 1971 trat Ole von Beust im Alter von 16 Jahren in die CDU ein und wurde nur zwei Jahre später Assistent der Bürgerschaftsfraktion der CDU. Kurz darauf im Jahr 1976 wurde Beust Landesvorsitzender der Schüler Union Deutschlands und setzte seine politische Karriere zügig fort. Neben dem Landesvorsitz der Jungen Union erlangte er innerhalb von zwei Jahren einen Sitz in der Hamburgischen Bürgerschaft.
Nachdem Ole von Beust im Jahr 1997 erstmals als Spitzenkandidat für die Hamburger Bürgerschaftswahl aufgestellt wurde, gelang schließlich im Jahr 2001 die Regierungsbildung mit Beust als Erstem Bürgermeister – obwohl die SPD nach wie vor stärkste Fraktion der Bürgerschaft war. Damit war Ole von Beust erst der zweite von der CDU gestellte Bürgermeister Hamburgs nach Kurt Sieveking und 44 Jahren SPD-Vorherrschaft in Hamburg.
Seine erste Amtszeit war vor allem durch die medienwirksame Affäre Schill geprägt, in welcher der damalige Innensenator und Zweiter Bürgermeister Roland Schill Ole von Beust durch ein vermeintliches Verhältnis mit Justizsenator Roger Kusch unter Druck zu setzen versuchte. Kurz darauf folgten zunächst die Entlassung Schills, das öffentliche Outing Kuschs als homosexuell und schließlich wurde auch Beust durch ein unabgesprochenes Interview seines Vaters geoutet. Beusts Homosexualität galt jedoch bereits seit seiner erstmaligen Aufstellung 1997 als offenes Geheimnis innerhalb der Partei und er erklärte sich später froh darüber und sehe es positiv, dass alles Diesbezügliche schon von seinem Vater gesagt worden sei. Nach der Entlassung Schills stieg die Popularität Beusts stark an, Schill dagegen büßte in erheblichem Maße Sympathien ein.
Nach diesem Bruch in der Regierungskoalition kündigte Beust vorgezogene Neuwahlen für 2004 an, welche in einem deutlichen Wahlsieg der CDU (47,2 %) und somit einer absoluten Mehrheit resultierten.
Am 18. Juli 2010, dem Tag des Volksentscheids über die viel umstrittene Schulreform in Hamburg, gab Ole von Beust eine halbe Stunde vor der Schließung der Wahllokale auf einer Pressekonferenz seinen Rücktritt bekannt. Als Grund führte er unter anderem zunehmenden Skrupel vor unpopulären Entscheidungen an.
In Gänze war die Amtszeit Beusts stark durch Privatisierungen geprägt. So wurde trotz anders lautendem Volksentscheid der Landesbetrieb Krankenhäuser mehrheitlich an den privaten Betreiber Asklepios verkauft, rund 30 % des Hafenunternehmens HHLA an die Börse gebracht und die letzten 25,1 % Aktienanteile an dem ehemals staatseigenen Stromproduzenten HEW an Vattenfall Europe abgegeben.
Dem Großteil der Hamburger blieb Beust unabhängig seiner Politik als Sympathieträger in Erinnerung, vor allem geprägt durch seine Bürgernähe.
Was macht Ole von Beust heute?
Am 1. Oktober 2010, also kurz nach seinem Rücktritt, übernahm Ole von Beust einen Beraterposten (Roland Berger) und begann außerdem, seine eigene Beraterfirma aufzubauen. Heute ist Beust geschäftsführender Gesellschafter der von Beust & Coll. Beratungsgesellschaft mbH & Co. KG (vormals: Ole von Beust Consulting GmbH & Co. KG). In seiner neuen Rolle fühlt Beust sich wohl, trotz so mancher Kritik, die er dafür einstecken musste. Beispielsweise, weil Beust über vier Jahre auch Interessen der türkischen Regierung vertrat. „Ich bin jetzt Lobbyist“, sagt er. „Und ich finde das überhaupt nicht schlimm.“
Um ein wenig der Öffentlichkeit zu entfliehen, verlagerte der mittlerweile 63-Jährige seinen Lebensmittelpunkt nach 2014 nach Berlin. Er stünde hier nicht mehr „unter Dauerbeobachtung“ so Beust.
Doch Hamburg lässt ihn nach wie vor nicht los – noch immer verbringt er viel Zeit in der Hansestadt und hat seine eigenen Visionen: Hamburg als Tor zu Skandinavien zu vermarkten oder die Metropolen Hamburg und Berlin mit gemeinsamen Konzepten für Kunst und Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft besser zu vernetzen. Solche Visionen prägten ihn bereits in seiner Amtszeit, auch wenn nicht alle konsequent verfolgt wurden. Bei einem ist sich Ole von Beust jedoch sicher – in die Politik zurückkehren wird er nicht.
Quellen
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-07/beust-ruecktritt-hamburg(Stand: 18.10.18)
https://de.wikipedia.org/wiki/Ole_von_Beust (Stand: 18.10.18)
http://www.vbcoll.de/(Stand: 18.10.18)
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ole-von-beust-was-macht-der-ex-buergermeister-von-hamburg-heute-a-1158314.html(Stand: 18.10.18)