Die Forschung – als Sammlung von Erfahrungen und Kenntnissen – ist nicht, wie meist angenommen, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vorbehalten. Vielmehr ist Forschung ein interaktiver Prozess der menschlichen Entwicklung. Ein Beitrag von Tarek Alkelany, Ahmed Assad und Mounes Kulthoum.
In wissenschaftlicher Sprache wird die Forschung als die systematische Suche nach neuen Erkenntnissen sowie deren Dokumentation und Veröffentlichung definiert. Insbesondere die Stadt Hamburg ist stets auf neue Erkenntnisse für die Gesundheit ihrer Bewohner angewiesen.
Tropenmedizin in der Hafenstadt
Da Hamburg eine Hafenstadt ist, steht sie im Austausch mit der ganzen Welt. Nicht nur Waren und Gewürze werden importiert, sondern auch Krankheiten und Keime. Deswegen war Hamburg nahezu gezwungen, neben ihrer Stelle als Handelszentrum ein wissenschaftliches Zentrum zu werden. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten eingerichtet. Auf diese Weise gelang es, infektiöse Krankheiten infolge der Ein- und Auswanderungsbewegung zu beherrschen. Tuberkulose, Cholera und Syphilis waren die häufigsten Todesursachen und bildeten den Fokus der Forschungsinstitute. Um solche Krankheiten zu diagnostizieren und das Krankheitsbild zu identifizieren, wurden beispielsweise Wachsmoulagen angefertigt. Diese Moulagen können an mehrere Zentren weitergegeben werden.
Forschungsinvestitionen in die Gesundheit
In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Forschungsausgaben erheblich erhöht – von 46 (2008) bis auf 63 Milliarden Euro. Aus gutem Grund, schließlich lieferten bereits Studien des vergangenen Jahrhunderts lebenserhaltende Erkenntnisse.
Auch die volkswirtschaftliche Bedeutung der Forschung und ihrer Finanzierung ist erheblich und erklärt sich dadurch, dass das Wirtschaftswachstum über die Investitions- bzw. Forschungsquote gefördert werden kann. Vor allem wirkt die Konzentration von Forschung und Entwicklung von Spitzentechnologie langfristig wachstumsfördernd.
Rauchen und Gesundheit
An Studien, die im Rahmen der wissenschaftlichen Entwicklung durchgeführt wurden, sind unter anderem solche über das Rauchen und die daraus resultierenden Krankheiten zu erwähnen.
1919 galt Deutschland als größter Tabakimporteur der Welt. Dabei rauchten achtzig Prozent der Männer und zwanzig Prozent aller Frauen. Während des Weltkrieges war die Wehrmacht der größte Importeur von Zigaretten und hat diese – neben Nahrung und Wasser – an die Soldaten verteilt. Zu jeder Zeit galten Zigaretten als Beruhigungsmittel für die Soldaten, und man erhoffte sich stärkere Abwehr.
Die Studie „Smoking and Health: Repot of the Advisory committee to the Surgeon General of the United States“ die am 11. Januar 1964 veröffentlicht worden ist, fasste die Ergebnisse früherer Studien zusammen und fokussierte sich auf die negativen Gesundheitsfolgen des Rauchens. Der Bericht gab an, dass Zigarettenrauch die Hauptursache für chronische Bronchitis sei. Außerdem bestünde eine Korrelation zwischen Zigarettenkonsum und Herzkrankheiten sowie eine kausale Verbindung zwischen dem Rauchen und der erhöhten Gefahr, an Lungenkrebs zu erkranken.
Langzeitstudie „Hamburg City Health“
Die Medizin in Deutschland hat in den letzten fünfzig Jahren unglaubliche Erfolge erzielt. Neue Arzneien, Ultraschall und Computer ermöglichen heute Forschungen, die vor hundert Jahren noch undenkbar gewesen wären. Waren anfangs Masern und andere „Kinderkrankheiten“ ein besonderes Problem, so stellen sie in den Industrieländern heute ein kontrollierbares Übel mit Möglichkeiten der Immunisierung dar.
Heute läuft in der norddeutschen Stadt Hamburg die Studie HCHS (HAMBURG CITY HEALTH STUDY), die laut den Organisatoren die größte ortsbezogene Langzeitstudie der Welt ist. Insgesamt sollen bis zu 45.000 Menschen aus der Hansestadt Hamburg teilnehmen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 45 und 74 Jahren haben sich am Uniklinikum Eppendorf (UKE) medizinisch untersuchen lassen. Bei der Gesundheitsstudie arbeiten mehr als dreißig Kliniken und Institute des UKE zusammen. Die Erkenntnisse könnten vor allem zu einer besseren Früherkennung und Prävention von Herzinfarkt, Herzschwäche, Vorhofflimmern, Schlaganfall und vaskulärer Demenz führen, die sich als Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn entwickelt. [1] Das Ziel ist, durch umfangreiche Tests, etwa Blutuntersuchungen, Bildgebung mit Ultraschall und Kernspintomografie, sowie detaillierte Befragung diejenigen Personen herauszufiltern, die mit hoher Wahrscheinlichkeit bestimmte Volkskrankheiten erleiden werden. [1]
Welche Entwicklungen, Epidemien und Experimente uns noch bevorstehen, ist überhaupt nicht abzusehen. Fest steht aber: Der Stand der Wissenschaft heute beruht auf den Versuchen von gestern, mögen sie erlaubt oder unerlaubt, moralisch oder ethisch verwerflich gewesen sein. Heilversuche und wissenschaftliche Experimente gehören zum Alltag der wissenschaftlichen Forschung.
Quelle
[1]: Hamburger Abendblatt, 10.05.2017: „45.000 Hamburger zum großen Gesundheitscheck am UKE“.