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Wer die Uni von anderer Seite kennt

24. April 2019 admin Keine Kommentare

Wer arbeitet eigentlich an der Universität? Als erstes mag man da an die Professorinnen und Professoren denken. Doch der Vielfalt an Personal, welches eine Universität wie die unsrige am Laufen hält, wird man damit bei Weitem nicht gerecht. Dieser Blog-Beitrag von Marthe Meier soll einen kleinen Einblick vermitteln in ein vielerorts unterschätztes Feld: In welchem Licht erscheint die Universität Hamburg aus der Perspektive ihres „nichtakademischen“ Personals?

Geplant war zuerst ein kurzer historischer Abriss, meine Recherche erwies sich jedoch als schwierig. Bis 1982 sind keine Daten zum nichtakademischen Personal der Uni zugänglich, bei späteren Zahlen bleibt dunkel, was genau sie abbilden. Dr. Eckart Krause von der Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte erzählte mir, dass die diesbezüglichen Akten damals aufgrund von „fehlender Relevanz“ geschreddert wurden. So viel zum Thema Wertschätzung! Heute sind an der Uni Hamburg 7297 Menschen allein in den Bereichen Technik, Verwaltung und Bibliothekswesen beschäftigt, davon 5133 im UKE. In dieser Zahl sind noch all jene außen vorgelassen, die nicht direkt an der Uni beschäftigt sind, sondern beispielsweise in Mensa, Handwerk oder Reinigung arbeiten.

Zwei Führungskräfte, zwei Jubilare

Was ist das für eine Perspektive, der offenbar so wenig Beachtung geschenkt wird? Ich möchte zum Anlass des hundertjährigen Jubiläums der Uni Hamburg zwei weitere Jubilare vorstellen: Andreas Gollers arbeitet 2019 seit 10 Jahren als Betriebsleiter der Mensa Studierendenhaus am Studierendenwerk Hamburg. Jan Wiebers feierte exakt am Tag unseres Gesprächs sein 25-jähriges Jubiläum als Leiter der Zentralbibliothek Philosophie, Geschichte und Klassische Philologie.

Mensa: Dem Geschmack Studierender auf der Spur

Als Betriebsleiter der Mensa Studierendenhaus gestaltet Andreas Gollers Strukturen wie das Personal und die Speisepläne. Gollers hat selbst nie studiert; mit Universität verbinde er vor allem die Studierenden, die er im Rahmen seines Berufs gut kennenlernt. So erkenne er die anfangs unsicheren Erstsemester immer sofort, „am liebsten würde man sie umarmen“. Auch hat er gelernt, recht treffsicher Studiengänge zuzuordnen, behauptet er. Die Bedürfnisse der Studierenden einzufangen, sei für Gollers größter Reiz, aber auch größte Herausforderung seines Berufs. Obwohl die Studierendenzahlen stetig wachsen, kommen immer weniger Studierende in „seine“ Mensa. Einst wurden dort etwa 8000 Mahlzeiten am Tag ausgegeben. Eine Mitarbeiterin habe noch miterlebt, wie die Schlange bis auf die Straße reichte, und die Mahlzeiten mit großen Kellen geschöpft wurden. Die deutliche Rückentwicklung seither liegt zu einem großen Teil an den vielen Konkurrenzangeboten in Campusnähe, teilweise an neuen Außenstellen wie die am Überseering, teilweise bliebe es aber noch rätselhaft. Gollers versucht das herauszufinden, zum Beispiel mithilfe der „Lieblingsessen“-Aktion, die Studierenden die Möglichkeit gibt, Wünsche und Kritik zu äußern.

Bibliothek: Bücherliebe auf digitalem Prüfstand

Bibliotheksleiter Jan Wiebers ist der Uni Hamburg seit jeher treu: Er hat dort selbst Philosophie, Neuere deutsche Literatur und Erziehungswissenschaft studiert. Aufbauend studierte er noch „etwas Vernünftiges“: Bibliothekswesen. Streng genommen zählt er also nicht zum nichtakademischen Personal.
Wiebers ist glücklich, von Büchern, welche er zu lesen liebe, umgeben zu sein. Selbstverständlich schmökert man nicht bei der Arbeit, aber Wiebers beherrscht das kursorische Lesen: Schnelles Überfliegen reiche ihm aus, um den groben Inhalt erfassen zu können. Daher kenne er sich im Bibliotheksbestand sehr gut aus. Mit einer Mischung aus Neugierde und Melancholie beobachtet Wiebers allerdings, wie sich das Berufsbild des Bibliothekars im Zuge der Digitalisierung zunehmend wandelt: „Bald muss man dafür vielleicht kein Buchliebhaber mehr sein“, wie er, sondern eher eine Vorliebe für IT-Aufgaben besitzen.
Und was denkt er über die Uni Hamburg? Als Erstes käme ihm „Baustelle“ in den Sinn: was er alles schon für Bauarbeiten miterlebt habe, zum Teil mitten im Betrieb. Sein Lieblingsort seien aufgrund ihrer wunderschönen Architektur die alten Hörsäle im Hauptgebäude, wo er zu seinen Studienzeiten einmal eine fesselnde Kunstgeschichte-Vorlesung außer der Reihe besucht und sie so entdeckt habe. Sein Eindruck von den Studierenden? „Sympathisch gleichgeblieben“, sagt er, mit anderen Werkzeugen im Alltag ausgestattet, sonst aber „mit den gleichen großen Augen“ wie früher.

Herrn Gollers und Herrn Wiebers habe ich hier exemplarisch vorgestellt. Natürlich ist die Perspektive des „nichtakademischen“ Personals erheblich vielseitiger, die eine Perspektive gibt es sicher nicht. Es hat Spaß gemacht, mich mit den beiden zu unterhalten!

Herzlichen Glückwunsch zum 100-sten, liebe Uni! Was Dich charakterisiert, sind für mich zu einem bedeutenden Teil all die Menschen, die Dich gemeinsam gestalten. Danke, dass Du uns miteinander verbindest! Marthe Meier

Quellen

Beschäftigte der Universität Hamburg,  <https://www.uni-hamburg.de/uhh/profil/fakten.html> (Stand: 15.11.2018)

Jahresbericht des TVPR 2017.  <https://www.uni-hamburg.de/uhh/profil/fakten/jahresberichte/jb-2017.pdf> (Stand: 14.11.2018)

Jeweiliger Universitätspräsident (Hrsg.): Universität Hamburg – Statistische Berichte 1921, 1922, 1981, 1982 und 1996. Hamburg, div. Jahreszahlen.

Organigramm der Universität Hamburg, <https://www.uni-hamburg.de/uhh/organisation/organigramm.html> (Stand: 14.11.2018)

Persönliches Gespräch mit Herrn Eckart Krause (Arbeitsstelle für Universitätsgeschichte) am 10.10.2018.

Persönliches Gespräch mit Herrn Jochen Meissner (Fachbereichsreferent Geschichte) am 24.10.2018.

Persönliches Gespräch mit Herrn Jan Wiebers (Leiter der Zentralbibliothek Philosophie, Geschichte und Klassische Philologie) am 01.11.2018.

Persönliches Gespräch mit Herrn Andreas Gollers (Betriebsleiter der Mensa Studierendenhaus am Studierendenwerk Hamburg) am 06.11.2018.

 

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