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Suchst Du noch oder wohnst Du schon?

09. April 2019 admin Keine Kommentare

Wer an diesen Tagen durch die Universitätsgebäude schlendert oder mittags im Studierendenhaus essen geht, übersieht sie nicht, die Aushänge am Schwarzen Brett „Wohnung gesucht“, „WG-Zimmer gesucht“. Viele Studierende sind momentan auf der Suche nach einer Bleibe. Wer schon etwas gefunden hat, kann sich glücklich schätzen. Doch was ist mit den anderen? Wie haben sich die Wohn- und Lebensverhältnisse der Studenten in der Hansestadt in den letzten 100 Jahren verändert? Ein Beitrag von Manfred Klingowski.

Damals

Nach Gründung der Universität Hamburg waren im Jahr 1919 etwa 2000 Studierende eingeschrieben. In den ersten zehn Jahren nach Gründung kamen rund vierzig Prozent der Studierenden aus Hamburg. In Wirklichkeit war der Anteil viel größer, da Altona, Wandsbek und Harburg zu jener Zeit eigene preußische Städte waren. Fast alle Studierenden wohnten während der Studienzeit noch bei ihren Eltern. Im Sommer 1920 existierte an der Uni Hamburg ein Karteikartensystem freier Zimmer. Die Studierendenzahlen stiegen bis zum Sommer 1923 auf 4.500 eingeschriebene Studierende. Der Wohnraum war schon damals knapp und teuer. Ein Zimmer kostete 1925 einschließlich Bettwäsche und Morgenkaffee zwischen 25 und 45 Mark monatlich. Vertreter der Studentenhilfe erwirkten 1922 beim Senat die Einrichtung des ersten Studentenwohnheimes, welches mit Altmöbeln aus Reichsbeständen ausgestattet wurde. Ein Zimmer kostete inklusive Licht, Heizung und Warmwasser 15 Mark monatlich, was etwa fünfzig Prozent günstiger war, als ein Zimmer auf dem freien Wohnungsmarkt. Der Bezug eines solchen Zimmers war an die wirtschaftliche Situation der Eltern geknüpft und galt grundsätzlich nur für Studierende von außerhalb.

Heute

Knapp hundert Jahre später waren an der Uni Hamburg im Wintersemester 2017/2018 über 40.000 Studierende eingeschrieben. Circa 32 Prozent der Studierenden kommen aus der Hansestadt. Bezahlbarer Wohnraum ist und bleibt Mangelware. Studierende, die nicht bei ihren Eltern wohnen, geben im Schnitt fast 50 Prozent ihres Einkommens für das Wohnen aus. Selbst bei voller BAföG-Förderung ist es für die meisten fast unumgänglich, nebenbei zu arbeiten, um den hohen Mietanteil zu tragen. Fast ein Drittel der Studierenden wohnt in Wohngemeinschaften und zahlt dafür im Schnitt 430 Euro pro Monat. Laut Umfragen wünschen sich allerdings die meisten eine eigene Wohnung oder gemeinsames Wohnen mit dem Partner.
Das Studierendenwerk Hamburg inklusive gemeinnütziger Träger ist mit über 6000 ständig ausgebuchten Zimmern der größte möblierte Wohnraumanbieter Hamburgs. Die Zimmer kosten inklusive Strom, Heizung und Internet zwischen 233 Euro und 355 Euro pro Monat.

In Zukunft

Die Mietspirale wird sich weiterdrehen. Die Gruppen der Geringverdiener – Studierende, Rentnerinnen und Rentner, Migrantinnen und Migranten, Alleinerziehende und Auszubildende – wird in Hamburg weiter wachsen. Innerhalb dieser Gruppen entsteht ein gewisser Konkurrenzkampf um günstigen Wohnraum. Deshalb muss für diese Gruppe, die sich teure Wohnungen nicht leisten kann, neuer Wohnraum geschaffen werden.
Vielen Dank an die Universität Hamburg, die gemeinsam mit dem Studierendenwerk, Helfern und gemeinnützigen Organisationen die Studierenden bei der Wohnungssuche unterstützt und sich zusammen fortwährend für eine bedarfsgerechte und bezahlbare Versorgung mit Wohnraum einsetzt.

Hiermit möchte ich die UHH zum Jubiläum des 100-jährigen Bestehens beglückwünschen. Sie hat sich fortwährend gemeinsam mit dem Studierendenwerk, Helfern und gemeinnützigen Organisationen für bezahlbaren Wohnraum für Studierende eingesetzt und diese bei der Wohnungssuche unterstützt. Das verdient ein besonderes Lob, Beachtung und Anerkennung. Manfred Klingowski

 

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