Wie sah vor mehr als hundert Jahren eine gute Vorbereitung auf ein Studium aus? Am 1613 gegründeten Akademischen Gymnasium in Hamburg, einem Vorläufer der heutigen Universität Hamburg, wurden bis zu dessen Auflösung im Jahre 1883[i]Schüler des Hamburger Bürgertums in den „Artes Liberales“, worunter Fächer wie etwa Rhetorik, Astronomie, Geometrie und Physik zu versammeln sind, in Vorbereitung auf ein bevorstehendes Studium an einer Universität unterrichtet. Ein Beitrag von Cheyenne Durst.
Grundlage der Etablierung einer solchen Institution war, dass elementare Kenntnisse der philosophischen Fächer die Voraussetzungen für ein Studium stellten, das Hamburger Bildungsangebot des Johanneums jedoch, welches später das Akademische Gymnasium beherbergen sollte, laut Aussage zeitgenössischer Quellen nicht ausreichte, um einen guten Einstieg ins Studium zu gewährleisten. Das Akademische Gymnasium sollte diese Lücke schließen, um einen fließenden und reibungslosen Einstieg ins Studium zu ermöglichen. So konnte in einem Zeitraum von zwei Semestern eine philosophische Vorbereitung absolviert werden, um sich daraufhin dem Studium eines der zur Wahl stehenden Fächer Theologie, Jura oder Medizin zu widmen.[ii]
Neue Gesichter – neue Herausforderungen
Wie sieht heute ein guter Einstieg ins Studium aus? Ähnlich wie einst das Akademische Gymnasium soll auch das Universitätskolleg den Studierenden den Einstieg in das wissenschaftliche Arbeiten erleichtern. Die Studierendenschaft lässt sich dabei längst nicht mehr auf einen bestimmten Typus reduzieren. Weitreichende Veränderungen in der demografischen Zusammensetzung der Studierenden – teils noch minderjährige Studierende[iii] besuchen gemeinsam mit Erwachsenen mittleren Alters dieselben Veranstaltungen und etwa 23 Prozent der Studierenden haben einen Migrationshintergrund[iv] – führen zu einem bunten Abbild der heutigen Gesellschaft mit je unterschiedlichen Bedürfnissen. Die verkürzte Schulzeit im Zuge der G8-Schulreform, die Umstellung auf das Bachelor- und Mastersystem, die Internationalisierung des Campus und die Möglichkeit, ohne Abitur zu studieren, stellt das Beratungsangebot der Universität vor die Herausforderung, den Neuankömmlingen den erfolgreichen Übergang in das wissenschaftliche Arbeiten zu bereiten.
Angebote für Studierende und Studieninteressierte
Das 2012 gegründete Universitätskolleg soll diesem Vorhaben nachkommen. Anders als einst am Akademischen Gymnasium müssen Studierende hier aber nicht philosophische Disziplinen pauken. Am Universitätskolleg können sich Studierende durch Formate wie „Speedkurse“ mit Microsoft Word vertraut machen, um sich das technische Know-how zum Verfassen einer Hausarbeit anzueignen. Des Weiteren werden Tests zur Selbsteinschätzung des eigenen Wissensstandes bereitgestellt, um Studieninteressierten bei der Orientierung zu helfen. Eine weitere Einrichtung, das 2017 entstandene überfakultär arbeitende Schreibzentrum des Universitätskollegs, hat sich darauf spezialisiert, den Studierenden anhand von Workshops zum akademischen Schreiben Kompetenzen zur Teilnahme am wissenschaftlichen Diskurs zu vermitteln. Hier sollen Argumentationstechniken, Lesetechniken und Free-Writing als Werkzeuge zur Entwicklung eigener Gedanken kennen gelernt werden. Darüber hinaus laden Schreibmarathons und „Weekly Write-Ins“ zum gemeinschaftlichen Schreiben in entspannter Atmosphäre ein.
Quellen
[i] https://www.chemie.uni-hamburg.de/publikationen/AG/index.html
[ii] https://www.abendblatt.de/hamburg/magazin/article119569602/Hier-lernte-die-Elite-in-Hamburg-das-Studieren.html
[iii] https://www.uni-hamburg.de/newsroom/campus/2017-12-04-alissa-juengste-studierende.html (4.12.2017, Beitrag von Janine Fricke)
[iv ]https://www.uni-hamburg.de/newsroom/campus/2018/0626-sozialerhebung.html (26.06.2018, Beitrag von Janine Fricke)