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Pharmazie: Vom Pillendreher zur Individualtherapie?

18. Februar 2019 admin Keine Kommentare

„Pillendreher“ – Diese Bezeichnung gibt bereits wieder, was den Apothekerberuf früher gekennzeichnet hat. Medikamente wurden anders als heute überwiegend vor Ort hergestellt, was ein großes Fachwissen der Apotheker zu Ausgangsstoffen, Analytik und Arzneiformenlehre erforderte. Inwieweit hat sich das Pharmaziestudium verändert? Dieser Frage geht Katharina Frekers nach.

Das Pharmaziestudium an der Uni Hamburg berücksichtigt das Wissen der „Pillendreher“ noch heute. Analytische Verfahren, seien es die klassischen Nachweisreaktionen, die man schon vor 200 Jahren kannte, oder die deutlich aufwendigeren instrumentellen Analyseverfahren, die an der Universität Hamburg einen Studienschwerpunkt darstellen, spielen nach wie vor eine große Rolle. Ebenso war die Kenntnis der heilenden Inhaltsstoffe vieler Pflanzen seit jeher von großer Bedeutung.

Mit diesen Hilfsmitteln wurden Pillen früher hergestellt. Foto: A. Sakmann

„Verkäufer“

Trotz des umfangreichen, naturwissenschaftlichen Studiums nehmen viele Patientinnen und Patienten den Apotheker oder die Apothekerin heute eher als Berater(in) und Verkäufer(in) wahr. Doch Pillen als Arzneiform gibt es schon lange nicht mehr und Medikamente werden immer öfter nebeneinander eingenommen. Diese Entwicklung erfordert eine neue, individuellere Herangehensweise, bei der ebenso Wechselwirkungen berücksichtigt werden müssen.

Mit der klinischen Pharmazie wurde das Studium 2001 um ein neues Fach erweitert, in dem konkrete Fallbeispiele behandelt werden und vermittelt wird, wie eine medikamentöse Therapie beispielsweise bei Bluthochdruck auf einen 42-jährigen Patienten mit stressigem Berufsalltag und langjähriger Diabetes zugeschnitten werden kann.

„Zukunft“

Das Pharmaziestudium ist, wie sich vielleicht schon gezeigt hat, ein alter Studiengang, in dem sich trotz einiger Neuerungen viele Fächer der letzten Jahrzehnte gehalten haben. Aus diesem Grund diskutieren Apothekerverbände und Pharmaziestudierende schon länger über eine Umstrukturierung des Studiums. So sollen im staatlich geregelten Studiengang einige Themen der Analytik gekürzt und stattdessen praxisnahe Inhalte wie Pharmakologie (Wirkweise eines Arzneistoffes), klinische Pharmazie und Beratungsfähigkeiten aufgenommen und ausgebaut werden.

Gleichzeitig wird über Spezialisierungsmöglichkeiten diskutiert, denn obwohl ein Großteil der Absolventinnen und Absolventen die öffentliche Apotheke wählt, ist das Pharmaziestudium nicht mit der Apotheke gleichzusetzen. Vielmehr stehen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten nach dem Studium zahlreiche Möglichkeiten, wie Tätigkeiten in der Krankenhausapotheke, Industrie und Forschung offen.

Die Zukunft der Pharmazie an der Uni Hamburg ist also vielversprechend. Schaffung von Wahlmöglichkeiten, stärkerer Praxisbezug und Ausbau der interdisziplinare Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten des Universitätsklinikums Eppendorf in der Lehre bieten die Chance junge Pharmazeutinnen und Pharmazeuten auch in Zukunft umfassend auszubilden.

100 Jahre der Forschung, der Lehre und der Bildung – alles Gute zum Universitätsjubiläum! Als Studentin der Pharmazie finde ich besonders den Aspekt der Spezialisierung sowie die interdisziplinare Zusammenarbeit sehr interessant und wünsche der Uni Hamburg, dass die Neuerungen bald in die Praxis umgesetzt werden können. Katharina Frekers

 

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