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Universität als Zeuge: Wandel der Lehrerausbildung

13. Mai 2019 admin Keine Kommentare

Zukünftige pädagogische Fachkräfte können sich in diesem Jubiläumsjahr der Universität Hamburg fragen: Wie alt ist die Ausbildung der Lehrkräfte in Hamburg? Lassen Sie sich erstaunen! Die Bildung der Lehrkräfte in Hamburg wird in drei Jahren auch ein Jubiläum feiern. Jedoch das 150. Bestehen! So existiert die Ausbildung der Lehrkräfte länger als der Ort, an dem sie heutzutage stattfindet. Nun möchten Sie aber mehr wissen – nicht wahr?! Ein Beitrag von Nastassia Batsechka.

Das Pädagogische Institut. Foto: Universität Hamburg (1960). Staat und Wissenschaft im Dienste der Erziehung. Reden zur Einweihung des Neubaus des Pädagogischen Instituts und des Seminars für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg am 2. Mai 1960. Hamburg: Im Selbstverlag der Universität Hamburg.

Wo liegen die Wurzeln der Ausbildung der Lehrkräfte in Hamburg?

In Hamburg wurden die allgemeine Schulpflicht und ein staatliches Schulwesen in den 1870er-Jahren eingeführt. 1872 wurde das erste von vier „Lehrerseminaren“ gebildet, das für die Ausbildung von Lehrkräften zuständig war. Erst 1926 übernahm die Verantwortung dafür die Hamburgische Universität, die sie später im „Dritten Reich“ verlor. Die Ausbildung der Lehrkräfte kehrte erst 1947 wieder zurück an die Uni, diesmal als das Pädagogische Institut, in dem die Ausbildung der Volksschullehrerinnen und -lehrer fortgesetzt wurde. Später wandelte sich das Institut in den Fachbereich Erziehungswissenschaft um.[1]
Das Modell der Ausbildung hatte ihre Wurzeln in der Weimarer Republik und beinhaltete zwei Teile: die Ausbildung der Gymnasial- und der Volksschullehrerinnen und -lehrer. Die erste Gruppe wurde nach dem Schulabschluss an der Universität (in Hamburg erst nach der Gründung der Universität 1919 möglich) überwiegend fachlich und nicht pädagogisch ausgerichtet ausgebildet, da ihre Aufgabe in der Wissensvermittlung gesehen wurde. Die Volksschullehrerinnen und -lehrer konnten sich an „Lehrerseminaren“ dagegen vor allem mit der Berufspraxis beschäftigen und ihre Allgemeinbildung vervollkommnen.[2]

Das einstige Lehrerinnenseminar in der Freiligrathstraße. Foto: Hering, Rainer (1997): Vom Seminar zur Universität. 125 Jahre staatliche Lehrerbildung in Hamburg. In: Uni HH, 2/97, S. 63–64.

Wie bilden sich heute die Lehrerinnen und Lehrer aus?

Solche Dualität der Ausbildung der Lehrkräfte findet man auch heute in Hamburg. Im Studienangebot der Universität sind das Lehramt der Primar- und Sekundarstufe I sowie an Gymnasien vorhanden. Dazu besteht die Möglichkeit, das Lehramt an beruflichen Schulen oder für Sonderpädagogik zu studieren.[3]
Die Frage der Ausbildung der Lehrkräfte verliert nicht an Aktualität und befindet sich im Wandel je nach den Erfordernissen der Zeit. Ein Beispiel dafür ist die Schulreform 2010, die die Vielgliedrigkeit der Schulen in Hamburg überwunden und die Stadtteilschule als eine neue Schulform neben dem Gymnasium etabliert hat.[4]

Wohin führt der Weg des Wandels?

Die genannte Schulreform hat für heftige Diskussionen hinsichtlich der Anpassung der Ausbildung der Lehrkräfte an das neue Schulsystem in Hamburg gesorgt. Die Antwort kam im Januar 2018 mit der Entscheidung des Hamburger Senats, der die Notwendigkeit feststellte, die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer weiterzuentwickeln. Dabei soll sie die neuen Herausforderungen, insbesondere die Binnendifferenzierung, die Begabungsförderung und die Inklusion sowie die Verbesserung des Fachunterrichts in Mathematik und Deutsch berücksichtigen. Es wird das eigenständige Lehramt an Grundschulen eingeführt, wofür drei Fächer studiert werden sollen (verbindlich Mathe und Deutsch sowie ein wählbares Fach). Das Lehramt an Gymnasien bleibt bestehen und wird zum Regellehramtsstudium für Gymnasien und Stadtteilschulen. Dies ermöglicht eine längere, bruchlose Begleitung der Schülerinnen und Schüler von einer gymnasialen Lehrkraft in der Oberstufe und eine bessere Vorbereitung darauf in der Mittelstufe an den Stadtteilschulen.[5]

1924. Die letzte Seminarklasse des Lehrerinnenseminars. Foto: Hering, Rainer (1997): Vom Seminar zur Universität. 125 Jahre staatliche Lehrerbildung in Hamburg. In: Uni HH, 2/97, S. 63-64.

Das Lehramt für Sonderpädagogik wird beibehalten und fortentwickelt. Was die beruflichen Schulen betrifft, herrscht die Intention vor, die Mangelsituation in bestimmten Fachrichtungen zu beseitigen. Für das Ziel wird neben dem grundständigen Studium ein Master-Studium als Quereinstiegs-Studiengang gegründet.[6] Das erneute Studienangebot der Uni Hamburg wird im Wintersemester 2019/2020 erwartet.[7]

Die Geschichte und die Gegenwart der Ausbildung der Lehrkräfte in Hamburg zeigen eine stetige Anpassung der Bildung an die neuen Herausforderungen der Zeit. Ich wünsche der Universität Hamburg als der aktuellen Treibkraft dieser Entwicklung, dass sie die nächsten 100 Jahre weiter ihren wertvollen Weg zur nachhaltigen Ausbildung geht. Nastassia Batsechka

Quellen

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (2018): Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft. Fortschreibung der Reform der Lehrerbildung in Hamburg. [Beitrag auf der Webseite]. Zugriff am 12.11.2018 über https://hh.bmu-musik.de/fileadmin/Medien/LV-HH/21-11562_Senatsdrucksache_Reform_der_Lehrerbildung.pdf.

Die Universität Hamburg (2018): Das Studienangebot. [Beitrag auf der Webseite]. Zugriff am 12.11.2018 über https://www.uni-hamburg.de/campuscenter/studienangebot.html.

Hering, Rainer (1997): Vom Seminar zur Universität. 125 Jahre staatliche Lehrerbildung in Hamburg. In: Uni HH, 2/97, S. 63-64.

Pressestelle des Senats (2017): Eigenständiges Lehramt für Grundschulen – Gymnasiallehrkräfte für Stadtteilschulen. Verbesserung der Lehrerausbildung in Hamburg [Beitrag auf der Webseite]. Zugriff am 12.11.2018 über https://www.zlh-hamburg.de/entwicklungsvorhaben/reform-der-hamburger-lehrerbildung/pressemitteilung-reform-lehrerbildung—20171124.pdf.

[1]Vgl. Hering 1997, S. 63

[2]Vgl. Hering 1997, S. 63

[3]Vgl. https://www.uni-hamburg.de/campuscenter/studienangebot.html

[4]Vgl. Pressestelle des Senats (2017)

[5]Vgl. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (2018)

[6]Vgl. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (2018)

[7]Vgl. Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (2018)

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